XI. Erster Umzug

Wir zogen nach kurzer Zeit ein erstes Mal um: Unser neues Werk war im Süden Berlins, am Adlergestell, wo einst die Zukunftshoffnungen der heute maroden Berliner Wirtschaft gelegen hatten. Wir zogen in die ehemaligen Fabrikhallen eines der zahlreichen Pleite gegangenen High-Tech-Solarunternehmen mit hochreinen Produktionsanlagen ein. Ein ziemlicher Kontrast zur schmutzigen Werkstatt um die Ecke. Diese Reinheit würde uns später bei der Fertigung sehr gelegen kommen, so mein Kalkül, ebenso wie die großzügige Montagehalle, in der wir später Luftschiffe bis zu 70 Meter Länge bauen wollten. Ein kleiner Bürotrakt gehörte auch dazu. Der Umzug ging sehr schnell, die Stadt war sehr darauf erpicht, die alten Wachstumsträume neu zu vermieten. Zudem war es billig und die Verkehrsanbindungen waren gut: Von Süden die nahe Autobahn und der nicht mehr ganz neue BBI-Flughafen, in die Stadt waren es 20 Minuten mit der S-Bahn, Parkplätze für private PKW gab es zuhauf.

Noch waren die neuen Installationen überdimensioniert, aber ich hoffte, mit der Firma schnell zu wachsen, und wollte einen erneuten Umzug möglichst lange hinauszögern. Ich verabschiedete mich ohne Wehmut von der alten vorläufigen Wirkungsstätte, packte meine eigenen Sachen ein und in einem kleinen Raum, den ich mein Labor nannte, an der neuen Halle wieder aus. In der Halle, die ich zwischenzeitlich gemietet und die wir im Endeffekt kaum einen Monat genutzt hatten, hatte ich sie gar nicht erst aufgebaut. Meine geliebte Frau bemerkte dazu nur:

„Du kannst einfach nichts wegschmeißen!“

Stimmt.

„Altes zu behalten, kostet nichts, wenn man den Platz dafür hat.“

„Aber du findest doch nichts mehr!“

Doch, dachte ich im Stillen. Außer, du räumst auf. Aber das behielt ich natürlich für mich.

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