XLI. Snooker

Wir hatten die dritte Luftjacht an die Türken abgegeben, zwei weitere (die Moirai und die Gaia Scienza) gebaut und da wir für beide kaum Mieter oder Pächter gefunden hatten, nutzten wir sie selber.

Der Umzug nach Tempelhof war abgeschlossen, in den alten Hallen im Süden Berlins fertigten wir nur noch Augen, während wir die Vendobionten und die Passagiermaschinen, die größtenteils aus denselben Elementen bestanden, in unserer neuen Fabrik am alten Flughafen montierten. Meine geliebte Frau, unsere Katzen, Foc und ich waren gleichermaßen nach Tempelhof umgezogen, wir nutzten die ehemaligen Restaurants im ersten Stock des Hauptgebäudes mit Blick auf das stillgelegte Rollfeld, die dazugehörige Küche und einige Büros als Wohnung. Somit waren wir ständig bei den Produktionsanlagen präsent, wir behielten alles im Blick. Demgegenüber hatten wir umso weniger Freizeit, aber eine großartige Aussicht. Noch spektakulärer war die Aussicht aus den beiden ersten Luftjachten, die wir ständig ausprobierten und verbesserten.

Sven Maven hatte die Idee, die Luftjachten als Sportbühne zu vermieten, und schlug ein Snooker-Tournier als das am besten geeignete Event vor, um der Welt zu demonstrieren, wie stabil unsere Schiffe waren und wie gut das Gerät funktionierte, das Sven Maven im Spaß „Schiffsschaukelbremse“ getauft hatte. Ich war sofort einverstanden. Die professionellen Spieler waren skeptisch und traditionsbewusst, wie diese Sportart für Gentlemen nun einmal ist, daher waren sie nur mit satten Preisgeldern dazu zu bewegen, sich für diesen einzigartigen Wettkampf einzuschreiben. Der Publikumserfolg war enorm, die Bilder mit den Interviews aus den geräumigen Einzelkabinen gingen um die Welt und drei Maximumbreaks von 147 Punkten im Laufe des Turniers sprachen für die Stabilität und Flugruhe unserer Luftjachten. Wir flogen natürlich nur in Lagen mit bestem Wetter und achteten sehr auf Windstille, aber unsere Schiffsschaukelbremse funktionierte überdies tadellos. Im Gedächtnis der Zuschauer wird die Szene lange in Erinnerung bleiben, in der der amtierende Weltmeister eine Kugel um Haaresbreite nicht einlochte; selbst als er daraufhin versuchte, durch beherzte Sprünge neben dem Tisch die Kugel dazu bewegen, in die Tasche zu fallen, blieb diese ungerührt liegen. Die Lacher der Leute waren für uns wie Balsam. Die Kommentatoren der BBC rügten seinen, wie sie es mit kühl-hochnasigen Undestatement nannten, „schockierend unsportlichen Versuch“ und lobten die Flugruhe der Luftjacht. Besser hätte es für uns nicht laufen können. Wir hatten zwar nach wie vor noch keine Kaufbestellungen, für die es nach unserer Planung ohnehin zu früh gewesen wäre, aber wir erhielten die ersten Charteranfragen. Irgendwann würden die Käufer schon von allein kommen, vermutlich bevor wir bereit waren zu verkaufen. Und sie kamen, wenngleich spät. Zuvor spitzte sich jedoch das Thema ARABIS zu, darüber muss gleich berichtet werden. Sie hatten es angekündigt, das muss man ihnen zugute halten. Aber wirklich nur das.

 

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